248
fähig erwiesen,,Deutschland im Innern einig und nach Außen stark
zu machen. Österreich und Preußen, die beiden deutschen Groß-
mächte, strebten eifersüchtig nach der Hegemonie*) in Deutschland.
Österreich, ein buntes Völkergemisch von 34 Millionen Einwohnern,
worunter nur 8 Millionen Deutsche, trachtete, im Hinblick auf alte
Überlieferungen, dem Hause Habsburg, als dem Träger der ehe-
maligen deutschen Kaiserkrone, sein Übergewicht in Deutschland zu
erhaltm. Preußen dagegen, als rein deutscher Staat mit 19 Millionen
Einwohnern und darunter 16 Hz Millionen Deutsche, erkannte den über-
wiegenden österreichischen Einfluß seit langer Zeit als ein Hinderniß
an der Fortentwickelung der deutschen Zustände. Durch die Gründung
des deutschen Zollvereins, sowie durch den Abschluß der Handels-
verträge mit Frankreich, England, Belgien und Italien hatte
Preußen sich in Handel und Wandel schon große Verdienste um die
Wohlfahrt Deutschlands erworben, und jemehr Hindernisse das öster-
reichische Sonder - Interesse **) diesen Verträgen entgegengestellt hatte,
desto mächtiger erwachte allmählich in den Herzen aller Vaterlands-
freunde die Sehnsucht nach einer „Einigung Deutschlands unter
Preußens Führung". Dem Könige Wilhelm war es vorbehalten,
auf der Bahn nach diesem Ziele hin, einen bedeutsamen Schritt vor-
wärts zu thun. Seine Regierung begann er mit der Armee-Reor-
ganisation^**), die sein wohldurchdachtes, selbsteigenes Werk ist. Er
selbst war im Militairwesen ergraut, hatte es seit 50 Jahren vorzugs-
weise als seine Lebensaufgabe betrachtet und besaß deshalb über die
Vorzüge und Mängel des Heeres ein vollgültiges Urtheil. Daher
ließ er sich auch trotz der großen Schwierigkeiten, welche ihm wegen der
vielen Kosten der Reorganisation entgegengestellt wurden, von der Durch-
führung derselben nicht abhalten. Ihn leitete dabei die Überzeugung:
wenn man große Leistungen von Preußen verlange, dürfe man auch die
Opfer nicht scheuen, welche eine verbesserte Einrichtung des Heeres erfordere.
Unterdessen war das Verlangen nach einer bessern Bundesverfassung
in Deutschland immer dringender geworden. Da trat der Kaiser von
Österreich, Franz Joseph, plötzlich mit einem, ohne Preußens Zu-
ratheziehung entworfenen Verbesserungsplan vom 18. August 1863
hervor, nach welchem Österreich an die Spitze von Deutschland,
Preußen dagegen auf eine Stufe mit Bayern gestellt werden sollte.
König Wilhelm lehnte jede Betheiligung an diesem Plane ab und
weigerte sich, dem deshalb nach Frankfurt berufenen Fürsten-Con-
greß'ch beizuwohnen, der dann auch ohne Erfolg blieb.
Bei diesen fortdauernden Mißklängen zwischen Österreich und Preußen
überraschte umsomehr das österreichisch-preußische Bündniß, in
Folge dessen die beiden Großmächte gemeinschaftlich einen Krieg unter-
*3 Hegemonie = Führerschaft, Oberherrschaft.
**} Sonder-Jnteresse = eigener Vortheil, Nutzen, Gewinn.
***) Reorganisation — Erweiterung, Vervollkommnung.
t) Kongreß — Verein, Versammlung.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Franz_Joseph Franz August Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Frankreich England Belgien Italien Deutschlands Deutschlands Deutschland Deutschland Frankfurt
250
Es war ein glorreicher Tag für die preußischen Krieger. Er hatte
den Dänen 5000 Mann an Todten, Verwundeten und Gefangenen
gekostet; der Verlust der Sieger betrug 1188 Mann, darunter 70 Of-
fiziere. — König Wilhelm eilte selbst nach dem Sundewitt, um bei
feierlicher Parade den Truppen persönlich seinen Dank auszusprechen.
Drei Tage verweilte er im befreiten Lande und kehrte mit den
Trophäen*) von Düppel (118 Kanonen, Fahnen rc.) und einem Ehren-
geleite von 127 der Tapfersten unter den Siegern in die jubelnde
Hauptstadt Berlin zurück.
Während der Belagerung und Einnahme von Düppel waren die
Österreicher und die preußischen Garden nach Norden vorgedrungen
und hatten die Halbinsel Jütland besetzt. Nachdem hierauf die Preußen
am 29. Juni die Insel Alsen eingenommen und die Dänen auch
zur See von der österreichischen und preußischen Flotte schwere Nieder-
lagen erlitten hatten, mußte König Christian am 30. October 1864
Frieden schließen und die Herzogthümer Schleswig, Holstein und
Lauenburg nebst den dazu gehörigen Inseln an die Sieger abtreten.
So war denn zur Freude aller Deutschen das Werk der Befreiung
der Herzogthümer von dänischer Bedrückung vollendet. Aber noch ahnte
man nicht, daß über die Theilung und Verwaltung der gemein-
schaftlich erworbenen Herzogthümer bald ein zweiter — zwar kurzer,
aber sehr blutiger — Krieg ausbrechen, und daß eben dieser Krieg
endlich die Lösung des Zwistes um die Führerschaft in Deutschland
zu Gunsten Preußens entscheiden sollte.
418. Die Auflösung des deutschen Bundes.
(14. Juni 1866.)
Durch den Wiener Friedensvertrag waren der Kaiser von Öster-
reich und der König von Preußen gemeinschaftlich Besitzer
der Herzogthümer Schleswig-Holstein-Lauenburg geworden. Sie
ließen einen Theil ihrer Truppen als Besatzung in den Herzogthümern
zurück und ordneten für die Verwaltung derselben eine gemeinschaft-
liche provisorische**) Regierung an. Österreich konnte auf den Besitz
der Herzogthümer, von denen seine übrigen Länder weit entfernt liegen,
nur geringen Werth legen und beantragte^schon bald nach dem Friedens-
schluß bei Preußen die gemeinschaftliche Übertragung derselben an den
Prinzen Friedrich von Augustenburg, der bereits früher sein Erb-
recht auf diese Länder geltend zu machen versucht hatte. Preußen da-
gegen, als der natürliche Beschützer der Nordmarken Deutschlands, mußte
in seinem eigenen und im Jntereffe Deutschlands von dem zukünftigen
Fürsten der Herzogthümer verlangen: — eine innige Verbindung
der gesammten Wehrkraft der Herzogthümer mit dem preußischen
Heere und der preußischen Flotte — ungehinderte Anlegung von
Kriegshäfen im Lande — Gestattung des Baues eines Nord-Ost-
*) Trophäen = Stegoszcichen.
**) provisorisch — vorläufig, einsiwckle».
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Christian Friedrich_von_Augustenburg Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Holstein Lauenburg Deutschland Deutschlands Deutschlands
252
reich, Bayern, Würtemlerg, Sachsen, Hannover, beide
Hessen, Nassau, Neuß-Greiz und Liechtenstein. Nach der Ab-
stimmung verließ der preußische Gesandte die Sitzung mit der Erklä-
rung, daß der bisherige Bund gebrochen und für Preußen zu
bestehen aufgehört habe.
Am 15. Juni bot Preußen seinen nächsten Nachbarn unter den
Gegnern: Sachsen, Hannover, Kurhessen und Nassau noch die
Hand zum Frieden unter Zusicherung ihres Besitzstandes, wenn sie bis
zum Abend desselben Tages die Erklärung abgäben, daß sie sich an dem
gegen Preußen beschlossenen Kriege nicht betheiligen würden. Da die
Antworten bei allen ablehnend lauteten, so rückten schon am 16. Juni
preußische Truppen in Hannover, Kurhessen und Sachsen ein und
am 18. Juni erließ der König von Preußen den nachstehenden Aufruf
an sein Volk:
Ls. „Aufruf an mein Volk!
In dem Augenblicke, wo Preußens Heer zu einem entscheidenden Kampfe
auszieht, drängt es mich, zu meinem Volke, zu den Söhnen und Enkeln der
tapfern Väter zu reden, zu denen vor einem halben Jahrhundert mein in Gott
ruhender Vater unvergeßliche Worte sprach. „Das Vaterland ist in
Gefahr!" Österreich und ein großer Theil Deutschlands steht gegen dasselbe
in Waffen! Nur wenige Jahre sind es her, seit ich aus freiem Entschlüsse
und ohne früherer Unbill zu gedenken, dem Kaiser von Österreich die Bundes-
hand reichte, als es galt, ein deutsches Land von fremder Herrschaft zu be-
freien. Aus dem gemeinschaftlich vergossenen Blute, hoffte ich, würde eine
Waffenbrüderschaft erblühen, die zu fester, aus allseitiger Achtung und Aner-
kennung beruhender Bundesgenossenschaft und mit ihr zu all dem gemeinsamen
Wirken führen würde, aus welchem Deutschlands innere Wohlfahrt und äußere
Bedeutung,, als Frucht hervorgehen sollte. Aber meine Hoffnung ist getäuscht
worden. Österreich will nicht vergessen, daß seine Fürsten einst Deutschland
beherrschten; in dem jüngeren, aber kräftig sich entwickelnden Preußen will es
keinen natürlichen Bundesgenossen, sondern nur einen feindlichen Nebenbuhler
erkennen. Preußen — so "meint es — muß in allen seinen Bestrebungen be-
kämpft werden, weil, was Preußen frommt, Österreich schade. Die alte, un-
selige Eifersucht ist in hellen Flammen wieder aufgelodert: Preußen soll ge-
schwächt, vernichtet, entehrt werden. Aber in meinem Volke lebt der Geist von
1813. Wer wird uns einen Fuß breit preußischen Bodens rauben, wenn wir
ernstlich entschlossen sind, die Errungenschaften unserer Väter zu wahren, wenn
König und Volk, durch die Gefahren des Vaterlandes fester als je geeint, an
die Ehre desselben Gut und Blut zu setzen, für ihre höchste und heiligste Aus-
gabe halten. — Ich habe Alles gethan, um Preußen die Lasten und Opfer eines
Krieges zu ersparen, das weiß mein Volk, das weiß Gott, der die Herzen
prüft. _ Nicht mein ist die Schuld, wenn mein Volk schweren Kamps kämpfen
und vielleicht harte Bedrängniß wird erdulden müssen: aber es ist uns kerne
Wahl mehr geblieben! Wir müssen fechten um unsere Existenz, wir müssen in
einen Kampf aus Leben und Tod gehen gegen diejenigen, die das Preußen des
großen Kurfürsten, des großen Friedrich, das Preußen, wie es aus
den Freiheitskriegen hervorgegangen ist, von der Stufe herabstoßen wollen,
auf die seiner Fürsten Geist und Kraft, feines Volkes Tapferkeift Hingebung
und Gesittung es emporgehoben haben. Flehen wir den Allmächtigen, den
Lenker der Geschicke der Völker, den Lenker der Schlachten an, daß er unsere
Waffen segne! Verleiht uns Gott den Sieg, dann werden wir auch stark
genug sein, das lose Band, welches die deutschen Lande mehr dem Namen als
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- 260 —
liche und stand unter dem Ober-Befehl des Königs von Preußen
als Bundes-Feldherrn.*)
Mit den süddeutschen Staaten Bayern, Würtemberg und
Baden, welche dem Norddeutschen Bunde nicht Leigetreten waren, hatte
Preußen „Schutz- und Trutzbündnisse" abgeschlossen, durch welche
im Falle eines Krieges der Oberbefehl auch über die süddeutschen
Truppen dem Könige von Preußen übertragen wurde, als dem
obersten Feldherrn der gesammten deutschen Kriegsmacht. —•
34. Veranlassung des Krieges gegen Frankreich.
(1870.)
„Es kann der Frömmste nicht in Frieden bleiben,
Wenn es dem bösen Rachbar nicht gefällt."
(Schiller.)
Mit den Franzosen haben sich die Deutschen von jeher nicht gut
vertragen können. Seit drei Jahrhunderten ist Deutschland von ihnen
wiederholt übermüthig und raubgierig angegriffen worden. Sie haben
uns nicht bloß die Bisthümer Metz, Tüll**) und Birten***), son-
dern auch die schönen deutschen Länder Elsaß und Lothringen geraubt.
Im Jahre 1688 überzogen sie die Rheinpfalz und verwüsteten dieselbe
5 Jahre lang. Heidelberg, Mannheim, Speier, Worms, über-
haupt gegen 1200 Ortschaften wurden von ihnen ausgeplündert und
verbrannt. Selbst die Kaisergräber im Dom zu Speier wurden
zerstört, die Särge erbrochen und die Gebeine zerstreut! — Wie im
Anfang dieses Jahrhunderts Napoleon I., der Kaiser der Fran-
zosen, dem 1000jährigen deutschen Kaiserreiche ein Ende gemacht, und
wie er auf seinen Eroberungszügen in Deutschland gehaust hat, das ist
Euch aus der vaterländischen Geschichte bekannt. In den Befreiungs-
kriegen, 1813 bei Leipzig und 1815 bei Waterloo, haben die Deut-
schen Napoleon zwar wieder aus dem Lande gejagt, leider aber den
Franzosen das früher geraubte deutsche Land, Elsaß und Lothringen,
gelassen. Dadurch sind sie denn allmählich wieder so übermüthig ge-
worden, daß sie schon vor mehr denn 30 Jahren ein großes Geschrei
erhoben, sie müßten auch noch das linke Rheinufer haben, das ge-
höre zu ihrem Lande. Damals war es, als der Dichter Nikolaus
Becker in dem euch bekannten Rheinliede wie aus aller Deutschen Herzen
antwortete:
„Sie sollen ihn nicht haben, den freien, deutschen Rhein,
Ob sie wie gier'ge Raben sich heiser darnach schrei'n" rc.
Und es blieb vorläufig bei dem Geschrei.
Im Jahre 1851 erhielten sie dann wieder einen Napoleon zum
Kaiser, und obgleich derselbe sich nur durch Eidbruch und blutige
Gewaltthat zu dieser Würde emporgeschwungen hatte, so hießen sie
ihn doch willkommen, weil sie glaubten, daß jetzt die glorreichen Erobe-
*) „Schwarz, weiß, roth" wurden die Farben der Norddeutschen „Bundesflagge".
**j Bon den Franzosen Ton! genannt, sprich: Tul.
**') „ h „ Verdun genannt, sprich: Werböng.
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Extrahierte Personennamen: Schiller Napoleon_I. Napoleon Nikolaus
Becker Nikolaus Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Würtemberg Baden Frankreich Deutschland Lothringen Rheinpfalz Heidelberg Mannheim Worms Deutschland Leipzig Lothringen Rheinliede Rhein
261
rungszüge seines Onkels wieder beginnen würden. Es ging aber doch
nicht ganz so, wie sie wünschten. Denn im Jahre 1866 mußten sie es
erleben, daß die Deutschen im eigenen Hause ausräumten, ohne daß sie
mithalfen und ohne daß sie einen Vortheil davon hatten. Das erregte
ihren alten Haß und Neid, besonders gegen Preußen, welches den
großen Sieg von Königgrätz allein erfochten und durch die Gründung
des norddeutschen Bundes, sowie durch die Schutz- und Trutz-
bündnisse mit den Südstaaten, die Einigung Deutschlands so
kräftig angebahnt hatte. Schon vor dem Kriege 1866 und bald nach-
her hatte der französische Botschafter Benedetti dem norddeutschen
Bundeskanzler Grafen Bismarck wiederholt Bündnisse angetragen, in
denen es auf nichts weniger abgesehen war, als auf Abtretung alles
deutschen Landes zwischen Mosel und Rhein, oder die Erwerbung
von Luxemburg und Belgien für Frankreich. Als aber diese Ver-
suche, sich auf Kosten Deutschlands zu vergrößern, ohne Erfolg blieben,
schrieen die Franzosen: „Rache für Königgrätz!", wie sie früher ge-
schrieen hatten: „Rache für Leipzig und Waterloo!" — König
Wilhelm aber ließ sie schreien, während seine Fürsorge vor Allem
darauf gerichtet war, durch den Ausbau des norddeutschen Bundes die
Friedensarbeit und den Wohlstand des Volkes zu heben. Von den
vielen zu diesem Zwecke mit dem Reichstage vereinbarten und bereits
eingeführten Gesetzen seien hier nur genannt: die „Gewerbeordnung",
das „Strafgesetz", das „Freizügigkeitsgesetz" und das Gesetz
über einheitliches „Maß und Gewicht".
So kam der Sommer des denkwürdigen Jahres 1870. Tiefer
Friede ruhte über der Erde. Die Eisenbahnzüge füllten sich täglich
mehr mit Reisenden; Kranke eilten, Genesung suchend, hoffnungsvoll in
die Bäder. Auch das alte, weltberühmte Bad Ems an der Lahn hatte
sich durch zahlreichen Zuzug aus allen Theilen der Erde neu belebt.
Aus der Menge der Kurgäste ragte eine hohe und mächtige Gestalt
um Haupteslänge hervor: ein Greis mit silberweißem Haar und Bart,
aber jugendlich noch in seinem Schritt und in seiner ganzen Erschei-
nung. Dieser alte Herr in schwarzer Kleidung, mit dem freundlichen
Wesen war der König Wilhelm von Preußen, der alljährlich in
Ems sich einige Wochen Erholung gönnt, um sich an der sprudelnden
Heilquelle und in gesunder Bergluft zu stärken zu neuer Arbeit. Die
Bewohner des Städtchens und die Besucher desselben freuen sich jedes-
mal über seine Ankunft; Jedermann liebt ihn.
Doch nur wenige Wochen sollte dieses friedliche Stillleben dauern.
Denn „es kann der Frömmste nicht in Frieden bleiben, wenn es dem
bösen Nachbar nicht gefällt." — Am 4. Juli brachten die Zeitungen
die Nachricht, daß dem Prinzen Leopold von Hohenzollern von der
spanischen Regierung die Königskrone von Spanien angetragen sei und
daß der Prinz sich zur Annahme derselben bereit erklärt habe. „Was,"
schrieen jetzt die Franzosen, „ein Hohenzoller auf Spaniens Thron?"
„Das duldet das große, das herrliche Frankreich nicht." Also schrieen
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Extrahierte Personennamen: Benedetti Wilhelm Wilhelm Leopold_von_Hohenzollern Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Rhein Luxemburg Belgien Frankreich Deutschlands Leipzig Bad_Ems Spanien Spaniens Frankreich
461
hier genannt fern; bet Austerlitz 2 Dez 1805, wo Napoleon über
Rußlands und Österreichs Kaiser siegte (Dreikaiserschlacht); Lei Jena
14. Okt. 1806, wo Preußen ties gedemüthigt ward; bei Aspern
21. Mai 1809, ein Heller Sonnenstrahl für die Deutschen, und Lei
Wagram 6. Juli 1809, wo Frankreich wieder siegte und Österreich
zum Frieden zwang.
Da stand nun Napoleon auf dem Gipfel des Ruhmes, und er
schien unbezwingbar, obschon die treuen Tyroler — Speckbacher,
Andreas Hofer — in ihren Bergen und die hochherzige Nation
der Spanier zeigten, daß wahre Volkskraft sich nicht so leicht bezwingen
lasse. Aber etwas fehüe ihm noch, um den mächtigen Fürsten Europas
sich gleich zu stellen, und er verstieß seine treue Gemahlin Josephine
und vermählte sich 1809 mit Marie Louise, der Tochter des Kai-
sers Franz. Diese gebar ihm 1810 einen Sohn, Napoleon n.,
in der Wiege schon König von Rom, und ist doch nie auf einen Thron
gekommen; denn der Vater, so hoch gestiegen, bereitete sich selbst und
allen den Seinigen das Verderben.
Nur ein Fürst, nur ein Reich war noch in Europa, welches sich
mit Napoleon messen konnte, dies war Rußland und sein edler Kaiser
Alexander. Wohl fühlte dieser, daß er nicht länger jenes Mannes
Herrschsucht leiden dürfte, welcher immer willkürlicher mit den Völkern
und Staaten verfuhr, so daß jener für sein eignes Reich fürchten mußte.
Aber auch Napoleon wußte, daß er sich nicht eher also, wie er wollte,
Herr von Europa nennen könne, bis jener Gebieter des ausgedehntesten
Reichs auf Erden besiegt wäre. Und um ihn zu besiegen, bot er alle
Kriegsgewalten auf, über welche sein mächtiges Scepter gebot. Mir
einem Heere von mehr als 600,000 Mann, welches fast aus allen
Völkern Europas zusammengesetzt und vortrefflich ausgerüstet war, so
daß es menschlichen Waffen fast nicht besiegbar schien, überschritt Na-
poleon die Grenze Rußlands (24. Juni 1812). Die Russen aber zogerr
sich immer weiter zurück und ließen ihm ein ödes, unvertheidigtes und
von allen Lebensmitteln entblößtes Land zum Durchmarsch. Nur bei
Smolensk, dann an der Moskwa ward fürchterlich blutig gekämpft,
und Napoleon erfuhr, obgleich er sich Sieger nennen durste, den ganzen
Grimm der Russen. Aber der Weg nach Moskau, der alten Zaren-
stadt, stand ihm offen, und im September war er Herr derselben.
Und zu rechter Zeit; denn schon ward die Jahreszeit rauher, und rasch
rückte in dem nördlichen Lande der Winter heran, wodurch der Mangel
an Lebensmitteln (denn die Russen hatten alles vor sich her zerstört)
um so empfindlicher wurde. Auch mit dem Besitze Moskaus war nicht
viel gewonnen; es war eine ungeheure Stadt ohne Menschen, und bald
sollten er und all die Seinigen auf die furchtbarste Weise aus ihren
schönen Hoffnungen gestürzt werden. Denn die ganze große, herrliche
Stadt, mit allen ihren Reichthümern und Kostbarkeiten, ging — der
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Andreas_Hofer Josephine Marie_Louise Franz Franz Napoleon Napoleon Alexander Alexander Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Jena Aspern Frankreich Europas Rom Europa Europa Europas Smolensk Moskwa Moskau Moskaus
238
einen Aufruf zur freiwilligen Bewaffnung: „Das Vaterland ist
in Gefahr; Preußens Jugend rüste sich zum Kampfe!" — Da
loderte die Vaterlandsliebe in Hellen Flammen auf: Jünglinge und
Männer verließen Beruf und Familie, um das Vaterland zu befreien.
Am 28. Februar schloß der König mit dem Kaiser Alexander von
Nußland ein Bündniß, in welchem letzterer gelobte, die Waffen nicht
eher niederzulegen, bis Preußen in feinem früheren Umfange wieder
hergestellt sein werde. Am 16. März erfolgte Preußens Kriegs-
erklärung an Frankreich, und am 17. März erließ der König den denk-
würdigen Aufruf an sein Volk, der mit den begeisterten Worten schließt:
„Welche Opfer auch gefordert werden, ste wiegen die heiligen Güter nicht
auf, für welche wir sie hingeben, für die wir streiten und siegen müssen, wenn
wir nicht aufhören wollen, Preußen und Deutsche zu sein. Es ist der letzte
entscheidende Kampf, den wir bestehen für unsere Existenz, unsere Unab-
hängigkeit, unsern Wohlstand. Keinen andern Ausweg giebt es, als
einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang, weil
ehrlos der Preuße und der Deutsche nicht zu leben vermag. Mit Zuver-
sicht dürfen wir vertrauen, Gott und unser sesterwille werden unserer ge-
rechten Sache den Sieg verleihen, und mit ihm die Wiederkehr einer glück-
lichern Zeit!" —
Zugleich wurde die Errichtung der Landwehr verordnet. „Mit
Gott für König und Vaterland" — sollte ihr schöner Wahlspruch
sein, und mit demselben schönen Worte war wenige Tage vorher (am
10. März) der Orden des eisernen Kreuzes als Auszeichnung
für die Helden des Befreiungskrieges gestiftet worden.
38 Preußens und Deutschlands Erhebung.
(1813.)
Der Aufruf des Königs von Preußen, Friedrich Wilhelm'slll.,
entflammte die Begeisterung für die Befreiung des Vaterlandes zu dem
herrlichsten Feuer. „Der König rief, und Alle, Alle kamen!"
Von Memel bis Demmin, von Cölberg bis Glatz regte sich unter
den Preußen nur eine Stimme, ein Gefiihl, das Vaterland zu retten,
Preußen und Deutschland zu befreien. Krieg wollten die Preußen,
dm Frieden fürchteten sie, weil er unter Napoleons Gewaltherrschaft
doch kein ehrenvoller geworden wäre. Krieg! Krieg! schallte es von
den Karpathen bis zur Ostsee, von dem Niemen bis zur Elbe.
Jünglinge, die kaum wehrhaft waren, Männer mit grauen Haaren,
Offiziere, die wegen Wunden und Verstümmelungen lange ehrenvoll
entlassen waren, Gutsbesitzer und Beamte, Väter zahlreicher Familien
und Verwalter großer Geschäfte, für jeden Kriegsdienst längst entschul-
digt, wollten sich doch selbst nicht entschuldigen; ja, sogar Jungfrauen
drängten sich unter Verkleidungen zu den Waffen. Alle wollten sich
üben, rüsten und für das Vaterland streiten und sterben.
Und was die Männer unter den Waffen thaten, das thaten die
Frauen durch Gebete, Ermahmmgen, Arbeiten, Sorgen und Mühen
ftrr die Ausziehenden, Kranken imd Verwundeten. Wer könnte ste alle
zählen, die Hab und Gut, Ohr- und Fingerringe opferten, um Frei-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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TM Hauptwörter (200): [T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Alexander_von
Nußland Alexander Friedrich_Wilhelm'slll. Friedrich Cölberg Glatz Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschlands Deutschland Ostsee
262
i
der Kaiser, die Minister, die Zeitungsschreiber und Zeitungsleser in einem
Chor. Am 9. Juli erschien dann der französische Botschafter Bene-
detti in Ems mit dem Verlangen seiner Regierung, der König von
Preußen möge dem Prinzen von Hohenzollern die Annahme der Königs-
krone von Spanien verbieten. Der König gab eine verneinende Ant-
wort: „er habe dem Prinzen die Annahme nicht befohlen und könne
ihm die Nichtannahme ebensowenig befehlen". Da kam die Nachricht,
der Prinz habe freiwillig auf die Krone Spaniens verzichtet, weil er
um seiner Person willen Preußen und Deutschland nicht in einen Krieg
verwickeln wolle. Doch auch damit begnügte man sich in Paris nicht.
Am 13. Juli drängte sich Benedetti auf der Promenade dem Könige
auf mit der verletzenden Forderung seiner Regierung: der König möge
in einem eigenhändigen Schreiben an den Kaiser den Verzicht des
Prinzen bestätigen und, mit Beifügung einer Entschuldigung, die Ver-
sicherung ertheilen, er werde niemals wieder seine Einwilligung
geben, wenn die spanische Krone etwa in Zukunft dem Prinzen ange-
boten werden sollte. In gerechter Entrüstung wandte sich der König
ab und schritt seiner Wohnung zu, und als Benedetti ihn hier noch
einmal zu sprechen wünschte, ließ er demselben durch seinen Adjutanten
sagen, der König habe ihm nichts weiter mitzutheilen.
Jetzt hatte man in Paris den lange gesuchten Vorwand zum Kriege
gefunden und schrie: „Nieder mit Preußen! Es lebe der Krieg!
Nach Berlin!" U. s. w.
Am 15. Juli reiste der König von Ems nach Berlin ab. Ein
begeisterter Empfang wurde ihm auf der ganzen Reise zu Theil, be-
sonders in Berlin. Am 19. Juli eröffnete der König den zusammen-
berufenen Reichstag durch eine Thronrede, die er mit den Worten schloß:
„Je unzweideutiger es vor Aller Augen liegt, daß man uns das Schwert
in die Hand gezwungen hat, mit um so größerer Zuversicht wenden wir
uns, gestützt auf den einmüthigen Willen der deutschen Regierungen des Südens
wie des Nordens, an die Vaterlandsliebe und Opferwilligkeit des deutschen
Volkes mit dem Ausrufe zur Vertheidigung seiner Ehre und seiner Unab-
hängigkeit. Wir werden nach dem Beispiele unserer Väter für unsere Freiheit
und für unser Recht gegen die Gewaltthat fremder Eroberer kämpfen und in
diesem Kampf, in dem wir kein anderes Ziel verfolgen, als den Frieden
Europas dauernd zu sichern, wird Gott mit uns sein, wie er mit unsern
Vätern war."
Als der König geendet, erhob sich ein donnernder Sturm der Be-
geisterung. — Eine Stunde später wurde die Sitzung wieder eröffnet.
Tiefe Stille lagerte über der Versammlung, als der Bundeskanzler
Graf Bismarck erschien, um eine Mittheilung zu machen. „Frank-
reich", sagte er, „hat den Krieg erklärt." Er konnte nicht weiter
reden; ein Jubel, ein Bravorufen erfüllte das ganze Haus; Alle
stimmten in den Ruf: „Mit Gott für König und Vaterland!"
Diese patriotische Begeisterung fand überall lauten Wiederhall. Aus
allen Theilen Deutschlands, selbst von den Deutschen in Amerika, ge-
langten an König Wilhelm räglich, stündlich Kundgebungen der
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Extrahierte Personennamen: Benedetti Benedetti Graf_Bismarck Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Spaniens Deutschland Paris Paris Berlin Berlin Berlin Europas Deutschlands Amerika
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Dpferfreudigkeit tn dem Kampfe für Deutschlands Ehre und Unab-
hängigkeit. Schon am 16. Juli hatte König Wilhelm die nord-
deutsche Bundes-Armee zu den Waffen gerufen und am 19. den
Orden des „Eisernen Kreuzes" für das Verdienst in diesem Kriege
erneuert. Die süddeutschen Staaten Bayern, Würtemberg Md
Baden stellten sofort — den Verträgen von 1866 getreu — ihre
Truppen unter seinen Oberbefehl. „Mit Begeisterung werden meine
Truppen an der Seite ihrer ruhmgekrönten Waffengenoffen für deutsches
Recht und deutsche Ehre den Kamps aufnehmen," telegraphirte der
jugendliche König Ludwig Ii. von Bayern an König Wilhelm.
Die Tage von 1813 waren wieder aufgelebt; ja die Begeisterung
war noch viel großartiger als damals. Deutschland war einig wie
uie zuvor, folgend dem mahnenden Rufe des Dichters:
88. „In Frankreich hinein!"
Und brauset der Sturmwind des Krieges heran
Und wollen die Wätschen ihn haben,
So sammle, mein Deutschland, dich stark, wie ein Mann
Und bringe die blutigen Gaben,
Und bringe das Schrecken und trage das Grauen
Von all deinen Bergen, aus all deinen Gauen,
Und klinge die Losung: Zum Rheinl über'n Rhein!
All-Deutschland in Frankreich hinein!
Sie wollen's: So reiße denn, deutsche Geduld,
Reiß' durch von dem Belt bis zum Rheine!
Wir fordern die lange gestundete Schuld —
Auf, Wätsche! und rühret die Beine!
Wir wollen im Spiele der Schwerter und Lanzen
Den wilden, den blutigen Tanz mit euch tanzen.
Wir klingen die Losung: Zum Rheinl über'n Rheinl
All-Deutschland in Frankreich hinein!
Mein einiges Deutschland, mein kühnes, heran!
Wir wollen ein Liedlein euch singen
Won dem, was die schleichende List euch gewann,
Von Straßburg und Metz und Lothringen:
Zurück sollt ihr zahlen, heraus sollt ihr geben!
So stehe der Kampf uns auf Tod und aus Leben!
So klinge die Losung: Zum Rhein! über'n Rheinl
All.-Deutschland in Frankreich hinein!
(Ernst Moritz Arndt.)*)
8ä. Die Rüstung des stillen Heeres.
Seit dem Kriege, den Deutschland im Jahre 1864 gegen Däne-
mark zur Befreiung Schleswig-Holsteins führte, weht auf allen Schlacht-
feldern eine Fahne, die ein rothes Kreuz auf weißem Grunde
hat, neben den Kriegsfahnen. Das ist die Friedensfahne, und unter
ihr zieht seitdem ein unbewaffnetes Friedensheer mit den Kriegern
hinaus, um die Verwundeten, welchem Volke sie auch angehören mögen,
vom Kampfplatze wegzutragen und beim Verbinde).: derselben den Ärzten
*) 1841, st'8 di; Franzosen nach der Rheingrcnze gelüstete.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Ludwig_Ii Ludwig Wilhelm Ernst_Moritz_Arndt Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland Frankreich Deutschland Rheinl_über'n_Rhein All-Deutschland Frankreich Rheine Rheinl_über'n_Rheinl
All-Deutschland Frankreich Deutschland Lothringen Rhein Frankreich Deutschland Schleswig-Holsteins Rheingrcnze
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6?* Die Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs.
(1371 den 18. Januar.)
»Das ganze Deutschland soll es sein!
O Gott, vom Himmel sieh' darein,
Und gieb uns echten deutschen Muth,
Daß wir es lieben treu und gut."
(E. M. Arndt.)
Der 6. August ist ein denkwürdiger Tag in der deutschen Ge-
schichte. Am 6. August 843 war Deutschlands Geburtstag,
denn an diesem Tage wurde das gewaltige Reich Karls des Großen
durch den Vertrag von Wirten unter seine Nachfolger getheilt, und
seitdem gab es ein französisches und ein deutsches Reich, ein
Frankreich und ein Deutschland. Es ist Euch aus der vaterlän-
dischen Geschichte bekannt, daß das deutsche Volk aus verschiedenen Stäm-
men bestand, die sich leider nur zu häufig unter einander befeindeten.
Hader und Zwietracht sind von jeher Deutschlands Unglück gewesen.
Die Uneinigkeit hat gar oft Kaiser und Reich an der Machtstellung nach
Außen und an den Segnungen des Friedens im Innern gehindert. Die
Uneinigkeit war es, welche es Napoleon I. möglich machte, das
deutsche Reich so zu schwächen, daß Franz Ii. am 6. August 1806
die deutsche Kaiserwürde niederlegte). Der 6. August 1806
war der Todestag des 1000jährigen deutschen Kaiserreichs. —
Den hoffentlich letzten traurigen Beweis von der Uneinigkeit der Deut-
schen lieferte — trotz des „Deutschen Bundes" —das Jahr 1866
mit seinem Kriege gegen Österreich und die Bundesarmee. Das
aus diesem Kriege siegreich hervorgegangene Königreich Preußen hatte
durch die Gründung des Norddeutschen Bundes die Einigung
Deutschlands zwar kräftig angebahnt, aber nicht vollendet, denn die
süddeutschen Staaten Bayern, Würtemberg und Baden waren dem
Bunde nicht beigetreten. Allein die Sehnsucht nach Einigung war allent-
halben erwacht und eingedenk des Dichterwortes: „Das ganze
Deutschland soll es sein" — erscholl auch dort der Ruf nach
„Einigung Deutschlands unter Preußens Führung".
Dem denkwürdigen Jahre 1870 war es vorbehalten, diese Eini-
gung zu vollenden. Ihr wißt es, wie kampfbereit und siegesfreudig
die süddeutschen Truppen unter dem Kommando des Kronprinzen
von Preußen in den blutigen Krieg gegen den alten Erbfeind Deutsch-
lands auszogen und welche glorreichen Siege dieselben neben ihren nord-
deutschen Kameraden in treuer Waffenbrüderschaft erfochten
haben. Was mehr denn 50 Friedensjahre nicht zu Stande zu bringen
vermocht hatten, das sproßte jetzt aus der blutigen Saat des Krieges auf
den Schlachtfeldern Frankreichs hervor: die Einigung Deutschlands
und die Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs.
Deutschlands Fürsten, ihnen allen voran Bayerns deutschgesinnter
König Ludwig Ii., hatten beschlossen, ihrem greisen Bundesseldherrn,
dem Könige Wilhelm von Preußen die Kaiserwürde darzubieten.
*j o. Erster Abschnitt jlv Seite 235.
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Extrahierte Personennamen: Muth Arndt August August Karls Napoleon_I. Franz_Ii Franz August August Ludwig_Ii Ludwig Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Karls Frankreich Deutschland Deutschlands Deut- Deutschlands Würtemberg Baden Deutschland Deutschlands Frankreichs Deutschlands Deutschlands